Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir keine Angst vor den Tieren haben. Es bedeutet, dass wir alles dafür tun, damit Ihr Tier ohne Angst und Stress zu uns kommen und untersucht und behandelt werden kann.
Wie bereits erwähnt ist das Angstfrei-Konzept mehr als die Summe der einzelnen Maßnahmen. Es ist eine Einstellung! Unsere Einstellung, wie wir mit den Tieren umgehen: ruhig, sanft, geduldig und liebevoll. Unsere Einstellung, dass es nicht nur unsere Aufgabe ist, Tiere vor Krankheit zu bewahren, sondern auch vor Stress, Furcht und Angst.
Wir geben Ihnen hier zum besseren Verständnis und als Informationshilfe einen Überblick über einige der vielen kleinen Puzzelsteine, die wir anwenden. Die wichtigsten sind:
Der offensichtlichste Grund ist natürlich:
Angst ist eine sehr unangenehme Emotion.
Das gilt für unsere Tiere genauso wie für uns. Im Unterschied zu uns können Tiere dies jedoch nicht mit ihrem Verstand rational erfassen. Ihre Angst mag aus unserer Sicht unbegründet sein. Sie ist aber da! Und sie hat leider die Angewohnheit, das sie bereits durch kleine negative Erlebnisse verstärkt wird, während sie nur durch häufige und als stark positiv empfundene Ereignisse langsam über die Zeit geringer wird. Das ist auch der Grund dafür, warum wir leider bei vielen Tieren beobachten, wie sie nach nur einer einzigen schlechten Erfahrung von Besuch zu Besuch immer tiefer in die
Angstspirale
geraten. Und das, obwohl bei den folgenden Tierarztbesuchen doch "gar nichts Schlimmes mehr passiert".
Aus medizinischer Sicht hat Angst zahlreiche negative Aspekte:
Angst löst eine Stressreaktion im Körper aus. Dieser reagiert darauf mit der Ausschüttung verschiedener Hormone, allen voran Adrenalin und Cortisol.
Kurzfristig wirkt v.a. das Adrenalin. Es macht den Körper bereit für Flucht oder Angriff. Die Herzfrequenz und Atemfrequenz steigen, ebenso der Blutdruck. Weiterhin wird durch Adrenalin das Schmerzempfinden deutlich gesenkt. Dies führt zu dem häufig zu beobachtenden Phänomen, das wir alle kennen: beim Arzt tut es plötzlich gar nicht mehr weh. Bei uns in der Praxis führt das nicht selten dazu, dass Tiere plötzlich keine Lahmheiten oder andere Schmerzanzeichen mehr zeigen. Das erschwert die Diagnostik oft sehr.
Das bei Angst ausgeschüttete Hormon Cortisol hat einen längerfristigen negativen Effekt auf den Organismus. Das Immunsystem wird geschwächt und der Körper ist so anfälliger für Krankheitserreger und Infektionen. Regenerations- und Heilungsprozesse von z.B. Wunden finden verzögert statt.
Vom medizinischen Gesichtspunkt aus ist auch zu bedenken, dass sehr ängstliche Patienten oft nicht zu Vorsorgeuntersuchungen oder Kontrolluntersuchungen vorgestellt werden, weil die Besitzer verständlicherweise ihrem Tier den Stress ersparen wollen. Dadurch können jedoch das frühzeitige Erkennen von Krankheiten verhindert und Heilungsverläufe verzögert werden.
Eine Verminderung von Stress und Angst ist damit ein wichtiger Baustein für ein gesundes und langes Leben Ihres Lieblings.
Die enge Zusammenarbeit zwischen Ihnen und uns ist immens wichtig für den Erfolg!
Füllen Sie den Fragebogen für einen angstfreien Tierarztbesuch möglichst ausführlich aus. Denn Sie kennen Ihren Vierbeiner am besten. Schicken Sie uns den Fragebogen schon vor Ihrem ersten Besuch zu. So können wir uns ideal auf Sie und Ihr Tier einstellen und bestmöglich helfen. Wir können sie beispielsweise direkt in einen ruhigen Untersuchungsraum führen, ohne dass Sie im Wartebereich Platz nehmen müssen. Oder wir stellen den Klingelton des Telefons aus, wenn dieses Geräusch Ihr Tier ängstigt. Es gibt so viele kleine Schrauben, an denen wir drehen können, die aber in der Summe viel bewirken können.
Lassen Sie ihr Tier nüchtern (gilt nur für Hunde und Katzen, NICHT für Kaninchen, Meerschweinchen & Co.). Für viele weiterführende Untersuchungen wie Blutentnahmen, bestimmte Röntgenaufnahmen oder Ultraschalluntersuchungen muss der Patient ohnehin nüchtern sein. Falls die Allgemeine Untersuchung ergibt, dass wir solche diagnostischen Schritte brauchen, so müssen wir keinen neuen Termin mit erneutem Transportstress vereinbaren. Hinzu kommt, dass wir bei einem nüchternen Tier jederzeit eine leichte Beruhigungsspritze geben können. Denn dies ist schonender für Ihren Liebling, als mit mehreren Leuten zu versuchen das Tier festzuhalten um eine notwendige Untersuchung durchführen zu können. Keine Angst: Alles passiert nur nach vorheriger gründlicher Untersuchung, einer genauen Besprechung und natürlich selbstverständlich immer nur mit Ihrer Zustimmung!
Bringen Sie die Lieblingsleckerlies Ihres Tieres mit. Der Tierarztbesuch soll kulinarisch wie Geburtstag und Weihnachten zusammen sein. Wir haben eine große Auswahl von Leckereien vorrätig. Auch für Allergiker. Falls Ihr Tier aber ein ganz heikles Leckermäulchen ist, wegen einer Allergie nur etwas ganz Spezielles essen darf oder Sie eine besondere Ernährungsform gewählt haben, so bringen Sie bitte etwas mit, was Ihr Tier essen darf und über alles liebt.
Auch hier ist es von Vorteil, wenn Ihr Vierbeiner nüchtern ist. Denn so rückt das Futter noch stärker in den Fokus und lässt andere Dinge eher unwichtig erscheinen.
Teilen Sie uns mit, wie es Ihrem Tier
nach dem Besuch
bei uns emotional ging. War die Heimfahrt in Ordnung? Ist es daheim wieder schnell zur Ruhe gekommen? Ist Ihnen etwas aufgefallen, was wir beim nächsten mal unbedingt lassen oder machen sollten? Rufen Sie uns dazu gerne an oder schreiben Sie uns eine E-Mail.
Alle oben erwähnten Maßnahmen für einen möglichst angstfreien Besuch in unserer Praxis gelten immer. Für jeden Besuch, bei jedem Tier!
Für Hunde bieten wir zusätzlich den Besuch unserer Furchtlos-Sprechstunde an.
Tierarztpraxis Eva Bodewig
Poststraße 6
83435 Bad Reichenhall